Weisendorf - vom Urhof zum Kleinzentrum
Neuenbürg wurde 1165 erstmals als "Nuvenburg" urkundlich bezeugt und gelangte als Allod (freies Eigentum) im 14. Jhd. in den Besitz derer von Maienthal.
1288 war die erste urkundliche Erwähnung von Weisendorf: Eberhard von dem Berge ist Lehensträger des Bistums Bamberg in "Weizzendorf".
Keimzelle Weisendorfs ist das Anwesen Hauptstraße Nr. 2. Es war der erste Hof. Aus ihm entstand der spätere Rittersitz mit geschlossenem Grundbesitz, während die hinzu gesiedelten Bauern mit ihren Höfen, alle zwischen dem heutigen Schloss und dem alten Rathaus (Einmündung Kirchenstraße in Neustadter Straße) gelegen, ein Gewann-Dorf bildeten.
1317 besitzt Kairlindach der Reichsministeriale Herdegen von Gründlach als Lehen des Bistums Würzburg.
1348 wird Buch erstmals als das Dörflein (villula) "Puech" und Reinersdorf "Reynhartsdorff" sowie Sintmann als "Syntmans" erwähnt.
Bis 1358 gehörte Sauerheim kirchlich zu Büchenbach, von da an zur neugegründeten Pfarrei Weisendorf.
1398 gehören zwei Güter in Oberlindach den Kreß von Kressenstein.
Im Jahre 1400 sind die zwei Brüder Leonhard und Joachim Pfannenmüller aus Boxbrunn urkundlich erwähnt.
Mitteldorf ist erstmalig 1416 bezeugt, als es die von Maienthal auf Neuenbürg als Eigengut von Wilhelm von Seckendorff-Rynhofen kauften.
1419 besaß Sigmund Schad eine Hube (Bauernhof mit Feld und Wald) und den Zehnten in Schmiedelberg.
Nankendorf ist mit Sicherheit eine bambergische Neurodung des 11./12. Jahrhunderts.
Es erscheint im Mittelalter - erstmals 1428 erwähnt - als Allodialbesitz derer von Maienthal.
1528 wird Kairlindach protestantisch, erneut Pfarrei und als solche 1564 dem Dekkanat Neustadt/Aisch, 1683 Baiersdorf, 1812 Ühlfeld und 1846 Münchaurach unterstellt.
Boxbrunn wechselt 1528 zusammen mit Oberlindach und Kairlindach, zu dessen Pfarrei es gehörte, zum Prostestantismus über. Auch Rezelsdorf mit Mitteldorf, Sauerheim und Sintmann tritt zur Lehre Luthers über.
1539 hielt in Weisendorf die Reformation Einzug. Der damalige Schlossherr, Friedrich Joachim von Seckendorff, betrieb den Übertritt zur Lehre Luthers.
Seit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 gab es keine Katholiken mehr im Dorf. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde Weisendorf arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Gegend wurde teilweise menschen-leer, in Weisendorf überlebten allerdings einige Einwohner den Krieg.
Mit der Niederlage Preußens 1806 gegen Napoleon geraten die ehemaligen hohenzollerischen Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth endgültig unter französische Verwaltung, ehe sie 1810 bayerisch werden. In dieser Zeit entstehen aus über 40.000 Siedlungen rund 7.300 Gemeinden (Steuerbezirke), darunter Weisendorf, Oberlindach, Kairlindach, Boxbrunn, Reinersdorf und Rezelsdorf. Reuth und Nankendorf gehörten seitdem zu Hammerbach und Buch zur Gemeinde Unterreichenbach.
Gegen Ende der Napoleonischen Kriege erwirbt 1813 der österreichische und großherzoglich-toskanische Kämmerer Franz Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg das Lehensgut Weisendorf. In dieser Zeit müssen die Einwohner immer wieder Kosten für Truppeneinquartierungen aufbringen, welche schließlich so hoch werden, dass die Weisendorfer noch über Jahrzehnte hinweg darunter zu leiden haben.
Seit 1820 wird Weisendorf endgültig als "Markt" bezeichnet. Jährlich wurden vier Märkte abgehalten und zwar an den Sonntagen vor Fastnacht, Johanni, der Kirchweih und Kathrein.
Mittlerweile waren neue Häuser in der Kirchen- und Neustadter Straße und Am Windflügel entstanden.
Weisendorf zählt 1860 rund hundert Häuser mit 155 Familien und 697 Einwohnern, davon sind 357 katholischen, 274 evangelischen und 66 jüdischen Glaubens. Zur jüdischen Gemeinde gehören zwölf Häuser, darunter die Synagoge mit Mikwe.
Der katholische Teil der Bevölkerung durfte bis dahin den Gottesdienst in der Schlosskapelle besuchen. Mit der steigenden Anzahl der Katholiken wird ein eigenes Gotteshaus notwendig, und die St.-Joseph-Kirche kann 1855 eingeweiht werden. Aber erst 1916 entsteht die katholische Pfarrei.
Der Ringelblumenanbau erreicht um 1900 seinen Höhepunkt und verhilft den Weisendorfern zu ihrem Spitznamen "Blumazupfa". Die Einwohner bauen die Ringelblume auf Feldern an, Aufkäufer liefern die Blütenblätter in die Großstädte, wo diese zu Salben, Tees, ja sogar zu falschem Safran verarbeitet werden.
In beiden Weltkriegen müssen hohe Opfer gebracht werden, viele junge Weisendorfer fallen oder werden vermisst.
1945 rücken die Amerikaner ohne nennenswerte Gegenwehr in den Marktflecken ein. Das Schloss wird als Truppenunterkunft beschlagnahmt.
Wegen des riesigen Zustroms an Flüchtlingen aus den Ostgebieten und dem Sudetenland, welche überwiegend im Schlossbereich untergebracht werden, verdoppelt sich die Einwohnerzahl. Viele gehen wieder, 1948 hat Weisendorf 1.189 Einwohner, darunter rund 400 Flüchtlinge.
Schon 1956 kommt Reuth mit seinen damals 62 Einwohnern zu Weisendorf, Hammerbach erhält 8.600 Markt als Abfindung.
Mit der Gebietsreform in den 1970er Jahren werden zum 1. Januar 1972 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Reinersdorf und Rezelsdorf sowie Nankendorf, ehemals Gemeinde Hammerbach und Buch als Teil der Gemeinde Unterreichenbach eingemeindet. Zum 1. Mai
1978 kamen die Gemeinden Kairlindach und Oberlindach sowie Boxbrunn und Schmiedelberg hinzu.
Im Rahmen der Regionalplanung wird der Markt Weisendorf zum "Kleinzentrum" des Seebachgrundes auserkoren. Die Ortsteile sind noch überwiegend landwirtschaftlich strukturiert, während in Weisendorf schon Industrie ansiedelte.
Mit dem Bau der neuen Hauptschule 1974 und der Mehrzweckhalle 1985 sowie der zentralen Wasserversorgung wurden wichtige infrastrukturelle Maßnahmen realisiert.
In Weisendorf steigt die Zahl der Einwohner durch Erschließung neuer Baugebiete bis 1990 auf über 4.500. Ab den 1990er Jahren erlebt Weisendorf durch Ausweitung des Gewerbegebietes-Ost und verschiedener Baugebiete eine weitere Wachstumsphase und hatte 1993 ertstmals über 5.000 Einwohner. Durch den Kauf und die Erschließung der "Gerbersleite" stieg die Zahl der Einwohner bis zum Jahr 2014 auf über 6.600, wobei allein Weisendorf als Hauptort einen Zuwachs von rund 1.500 Einwohnern zu verzeichnen hatte.